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Schweinerei bei Allstedt
Natur am Kyffhäuser bleibt von Gülle verschont - Schweinemastanlage bei Allstedt wird nicht gebaut
Das Raumordnungsverfahren zur Errichtung einer industriellen Schweineproduktion im Ziegelrodaer Forst bei Allstedt ist gescheitert. Der Vorhabensträger "Gebrüder Nooren GbR Holdenstedt" hat seinen Antrag zurückgezogen. Die Gefahren für die Umwelt, vor allem für die umliegenden Trinkwasserschutzgebiete und die unter Naturschutz stehenden Wälder, Pflanzen und Tiere, insbesondere die unmittelbar an das Baugelände angrenzenden und unter europäischen Recht stehenden Flora- und Fauna-Habitate, sind abgewendet.
Die vorliegenden Fakten dürften so gravierend gewesen sein, dass deren Auswirkungen nicht mit den raumordnerischen Zielen von Forstwirtschaft, Erholung, Wassergewinnung und Tourismus zu vertreten waren. Letztlich konnte nachgewiesen werden, dass die eingereichten Unterlagen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht gerecht wurden. All das hat Herrn Nooren dazu bewogen seinen Antrag am 04.06.2007 zurückzuziehen. Dies war für die Obere Landesplanungsbehörde Veranlassung, das Verfahren einzustellen. Gegen die Planungen hatte sich in der Region breiter Widerstand formiert, u. a. seitens der Gemeinde Allstedt, einer Bürgerinitiative und des NABU Sachsen-Anhalt und NABU Thüringen.
Weitere Infos zum Verfahren und den Protesten finden Sie im nachfolgenden Text und unter den angegebenen Links:
NABU protestiert gegen Schweinemastanlage
Wie alles begann
Seit 2003 war an der sachsen-anhaltinisch-thüringischen Grenze in der Kyffhäuser-Region der Bau einer 90.000er Schweinemastanlage mitten in einem Landschaftsschutzgebiet geplant. Die Auswirkungen dieses 1,5 km langen Bauvorhabens sowie der Betrieb der Anlage hätten in einem weiten Umkreis der Natur und den dort lebenden Menschen Schaden zugefügt. Es war unfassbar, wie hier seitens der Landespolitiker Sachsen-Anhalts mit den Bürgerinnen und Bürgern und der Natur umgegangen wird!
Natur bleibt auf der Strecke
Überall auf der Welt haben Massentierhaltungen von solch gigantischem Ausmaß zu Problemen geführt. Mit dem Betrieb der Schweinemastanlage, die in unmittelbarer Nähe zu einem Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet liegt, wären jährlich 123.000m3 Gülle in einem Umkreis von 25 km auf Ackerflächen ausgebracht werden. Es wäre also nicht nur das FFH-Gebiet gefährdet gewesen, sondern die Artenvielfalt vieler wertvoller Landschaftselemente in der betroffenen Region. In Thüringen hätte sich die Gülleausbringung auf die an die Ackerflächen angrenzenden Gehölzränder, Feldraine, Trocken- und Halbtrockenstandorte sowie auf die Auen von Helme und Unstrut ausgewirkt. Ebenso war das Schutzgut Grundwasser gefährdet: bereits damals waren erhebliche Belastungen durch Nitrate und Keime festzustellen.
In der Goldenen Aue lagen die Nitratgehalte bis dahin über dem geltenden Risikowert. Durch die direkten und indirekten Einträge weiterer Abfallprodukte aus der Massentierhaltung wie Nitrite, Ammonium, Antibiotika und Schwermetalle wäre die Situation noch verheerender geworden.
Die Region ist nicht nur ein beliebtes Naherholungsgebiet für die heimische Bevölkerung, sondern auch beliebter Tourismusmagnet. Spätestens seit dem Fund der "Himmelsscheibe von Nebra" ist der Ziegelrodaer Forst überregional bekannt.
In punkto wirtschaftlicher Entwicklung versprach der Investor die Schaffung neuer Arbeitsplätze, obwohl in Wahrheit mehr Arbeitsplätze in den kleinen bäuerlichen Betrieben vernichtet worden wären, als das neue entstanden wären.
Reger Protest in der Bevölkerung
Die Bürgerinnen und Bürger der Region waren empört und wollten nicht, dass ihre wertvolle Kulturlandschaft dem wirtschaftlichen Nutzen einiger Weniger geopfert wird. Der NABU Thüringen hatte sich in den Protest der Bürger, Natur-, Umwelt-, und Tierschutzverbände, Vertretern der Kirche und Kommunalpolitiker der Region eingereiht und das Vorhaben scharf angefochten. Die Bürgerinitiative "Contra Schweinemast im Ziegelrodaer Forst" kämpfte damals schon seit 2 Jahren mit einer Vielzahl an Aktionen vehement gegen die geplante Schweinemastanlage und ließ nichts unversucht. In vielfältiger Weise machte sie ihrem Unmut Luft: Demonstrationen (mit mehr als 1.000 Beteiligten), Appelle, Unterschriftensammlungen, Gesprächsrunden, Protestschreiben, Kundgebungen, Radtour, Waldfest usw. Doch das ist noch lange nicht alles: Die Bürgerinitiative hatte dem Land Sachsen-Anhalt das Angebot unterbreitet, das Gelände, auf dem die Anlage errichtet werden soll, für 850.000 € zu kaufen (Das ist die Summe, die der potentielle (holländische) Investor für das Grundstück bezahlen sollte). Den Vorschlag für diesen Schritt hatte der Finanzminister Paqué der Bürgerinitiative bei einem Besuch im Mai 2005 selber gemacht. Ob er seine Aussage jedoch selbst ernst genommen hatte, ist fraglich, denn nach mehrmaligem Bitten, sie zu konkretisieren, kam keine weitere Angabe. Die Bürgerinitiative nahm die Aussage jedoch sehr ernst und formulierte in ihrem Angebot, dass sie vorhabe, naturverträgliches Gewerbe einzurichten, die der wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung der Region dienen soll. Sämtliche Investoren der Bietergemeinschaft kamen aus der Region Querfurt/Allstedt und waren gewillt, die angedachten Vorhaben zu verwirklichen.
Bürgerwille wurde nicht ernst genommen
Mit großer Empörung und Betroffenheit hat die Bürgerinitiative Ende September 2005 die Nachricht von der Verkaufsentscheidung des Geländes an den bisher favorisierten holländischen Investor zur Kenntnis genommen. Scheinbar waren die Verbindlichkeiten des Finanzministeriums gegenüber dem Käufer so groß, dass man nicht mehr zurück konnte. Auch wurden vor dem Verkauf die umweltschutzrechtlichen Gesichtspunkte nicht geprüft, wie im Juni 2005 von der Staatskanzlei zugesichert worden war. Für die Altlastenbeseitigung des Geländes (ein stillgelegter Flugplatz) wurden insgesamt 4,5 Millionen Euro ausgegeben und schließlich wurde in einem Projekt, welches nachweislich zu Umweltschäden führt, der Vorrang gewährt.
Taktische Spielzüge der Investoren
Seit Mitte Oktober 2005 war nun etwas Bewegung in die Diskussion um die gigantische Schweinemastanlage (die im Übrigen mit 100.000 Schweinen die größte in Europa wäre!) geraten. Am 14.10.05 hieß es in einer Pressemeldung der Magdeburger Volksstimme, dass künftig 27.500 Tiere in der Anlage untergebracht werden sollten. Einen Tag später wurde die Zahl 53.000 bekannt gegeben. Offenbar wendeten die Investoren also eine besondere Taktik an, um die Öffentlichkeit ruhig zu stellen. Auf der seit Wochen angekündigten Demonstration am 15.10.05 machten mehr als 1.000 Bürger ihrem Unmut Luft, und stellten klar, dass sie weiterhin gegen eine Schweinemastanlage im Ziegelrodaer Forst kämpfen wollen - ob es nun 53.000 oder 95.550 Tiere sein werden.
Aller Wahrscheinlichkeit nach hielten sich die Investoren Nooren die Möglichkeit offen, die Anzahl der Schweine zu gegebener Zeit zu erhöhen: In das Raumordnungsverfahren, welches für die Errichtung der Anlage nötig ist, wollten sie mit den ursprünglich geplanten 95.550 Tierplätzen gehen.