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Ein Bett für den Oberschillbach
Projekt in Weidelandschaft schafft Lebensraum für Bekassine, Wachtelkönig und Co.
Ein gewisser Hauch von Romantik liegt in der Luft, wenn man über den Zaun der halboffenen Weidelandschaft bei Crawinkel blickt. Vor einem liegt ein Gebiet, das an eine Savanne erinnern lässt. Rinder stehen anmutig im Sonnenlicht und Pferdeherden ziehen friedvoll über die Wiesen. In der Weidelandschaft bei Crawinkel im Landkreis Gotha hat der NABU einen neuen Lebensraum für Bekassine, Wachtelkönig und Co. geschaffen. Der dortige Oberschillbach bekam seinen ursprünglichen Verlauf zurück. Es entstand ein naturnaher Bachlauf mit neuen Feuchtwiesen. Ein weiteres Highlight ist der im Projekt entstandene Lehrpfad durch das dortige Vogelschutzgebiet. Die Inhalte der Tafeln bringen Erholungssuchenden die Aktivitäten von Landwirtschaft und Kommunen für erfolgreichen Naturschutz vor Ort nahe.
Der Oberschillbach wurde im letzten Jahrhundert aus dem Tal auf einen angrenzenden Höhenzug verlegt. Verbunden mit weiteren Maßnahmen zur Trockenlegung des Gebietes erhoffte man sich auf der Fläche eine intensivere Nutzung mit höheren landwirtschaftlichen Erträgen. Dies erforderte aber einen hohen Arbeitseinsatz, der sich kaum rechnete. Schon heute werden deshalb die Flächen von der Agrar GmbH Crawinkel hauptsächlich mit Robustrinderrassen und Pferden ganzjährig extensiv beweidet.
Vogelparadies durch extensive Nutzung
Das Projektgebiet ist Teil des EG-Vogelschutzgebietes „Ohrdrufer Muschelkalkplatte und Apfelstädtaue“.
Die Landwirtschaft hat durch eine angepasste Nutzung ein Vogelparadies entstehen lassen. Aus naturschutzfachlicher Sicht sind für die geschützten Vogelarten extensiv beweidetes Feucht- und Nassgrünland unverzichtbar. Bekassine und Wachtelkönig sind auf diese Feuchtgebiete angewiesen, weil sie dort ausreichend Deckung und Nahrung finden. Die Bekassine ist laut „Roter Liste Thüringens“ vom Aussterben bedroht und kommt nur noch im Thüringer Wald, im Werratal, Rodachtal und an wenigen anderen Gewässern mit umgebenden Feuchtwiesen vor. Dem Wachtelkönig geht es dabei nicht besser, er gilt in Thüringen als stark gefährdet. Auch der Weißstorch lässt sich immer öfter im Gebiet sehen. Der NABU erhofft sich durch die Renaturierung des Oberschillbachs eine weitere naturschutzfachliche Aufwertung des Gebietes, zum Beispiel mit dem Storch als Brutvogel.
Lehrpfad für Zweibeiner
Der zweite Schwerpunkt des Projektes zielte ebenfalls auf Zweibeiner ab, allerdings solche die lesen können. Die Einrichtung eines Naturlehrpfades zur Besucherlenkung und Förderung eines naturbetonten Tourismus bietet die Möglichkeit, anhand von Schautafeln die Weidelandschaft und die Vogelwelt zwischen Crawinkel, Wölfis und Ohrdruf kennen zu lernen. Wenn man aus Richtung Ohrdruf kommt, bietet ein kleiner Parkplatz kurz vor Crawinkel einen guten Einstieg für den Lehrpfad. Um den Parkplatz zu erreichen, biegt man kurz vor Crawinkel links nach Wölfis ab und erreicht dann nach 50 Metern ebenfalls auf der linken Seite den Parkplatz.
Pücklerzellen schaffen Struktur
Die von Edgar Reisinger nach Hermann Fürst von Pückler-Muskau, dem preußischem Lebemann und Landschaftskünstler, benannte Pücklerzelle dient Bäumen als Schutz vor Weidetieren. Im Inneren der Zellen befindet sich eine eng zusammenstehende Baumgruppe mit standorttypischen Gehölzen, in deren Mitte eine Stieleiche gepflanzt wurde. Die Eiche wird als sogenannte Huteeiche die anderen Baumarten überdauern und in Zukunft das Landschaftsbild mit prägen. Als Schutzmantel vor Verbiss sind um die Baumgruppe abgestorbene Baumstümpfe aufgetürmt. Um die Strukturen auf den Weiden zu verbessern, wurden im Rahmen des Projektes Pücklerzellen nach einem ähnlichen Prinzip angelegt. Die Zellen bieten verschiedenen Vogelarten Brutplätze und Ansitzwarten. Darüber hinaus dienen sie Amphibien und Repitlien als Unterschlupf.
Die TLUG (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie) hat das Projekt zur Renaturierung des Oberschillbachs angestoßen.
Projektförderer: