Das Naturparadies Rothenstein in Thüringen - Foto: Christiane Winkler
Der ehemalige Truppenübungsplatz bei Rothenstein
Orchideen statt Panzer
Orchideen statt Panzer auf dem Schießplatz
Der ehemalige Truppenübungsplatz bei Rothenstein
Der TÜP, wie er im Volksmund genannt wird, gehört seit den Jahren nach der Wende zu den wichtigsten Schwerpunkten in der aktiven Vereinstätigkeit des NABU Saale-Holzland. Mit viel Eifer wurde nach dem Abzug der GUS-Streitkräfte im Jahre 1993 mit der Bestandsaufnahme der Flora und Fauna begonnen und Jahr für Jahr wurden durch die Mitglieder des NABU-Kreisverbandes, trotz der Munitionsbelastung vieler Flächen, eine nach der anderen der einstmals vorhandenen Wiesen entbuscht und jedes Jahr einer Handmahd unterzogen.
Orchideen statt Panzer, das war und ist unsere Zielsetzung. Für dieses nicht ganz ungefährliche Engagement wurde der Kreisverband, um den Vorsitzenden Klaus Götze und den stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Jörg Ozegowski, 2001 mit dem Umweltpreis „Goldene Natur“ des ZDF vom damaligen Umweltminister Trittin live im Fernsehen ausgezeichnet.
Ausweisung als Schutzgebiet
Im Jahre 2003 wurde das Militärgebiet mit einer Fläche von über 540 ha als NSG ausgewiesen und erhielt gleichzeitig den Status eines FFH-Gebietes von europäischer Bedeutung. Im Jahre 2007 wurde seine außerordentliche Bedeutung für die heimische Vogelwelt gewürdigt und daraufhin zum EU-Vogelschutzgebiet erklärt. Im Laufe der Jahre wurden bereits Flächen bis in Spatentiefe von Munition befreit, doch noch längst sind nicht alle militärischen Altlasten aufgespürt und unschädlich gemacht worden.
Speziell auf den südexponierten Flächen am Hangfuß des Lichtersberges und des Löschtales entfaltete sich in den letzen 15 Jahren dank der kontinuierlichen Landschaftspflege mit einschüriger Mahd im Spätsommer und Herbst eine auch für den Raum des mittleren Saaletales bei Jena außergewöhnliche Artenvielfalt an Blütenpflanzen, die einmalig ist. Fast jedes Jahr kommen Neufunde hinzu. Von April bis in den Juni führt der NABU seit Jahren gut besuchte Orchideenführungen und Vogelstimmenwanderungen durch, um die Menschen in der Region und darüber hinaus über die hohe Naturausstattung zu informieren und sie für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu sensibilisieren.
Biotoppflege mit Schafen
Die Familie Keuler aus Altendorf beweidet mit ihren Schafen seit Generationen das Gebiet, auch in Zeiten der militärischen Inanspruchnahme, damals oft lebensbedrohlich für Mensch und Tier. Nur durch die Beweidung behält die Landschaft ihren offenen, steppenartigen Charakter. Wer den TÜP betritt, der kann sich seiner Weite, Schönheit, Ruhe und Eigenart nicht entziehen. Eine nicht zu übersehende Anzahl seltener und besonders geschützter Tiere und Pflanzen lebt auf den lichtdurchfluteten Wiesen, Weiden, Runsen, Tümpeln sowie in den Hecken, lichten Kiefernwäldern, Quellfluren und Felsen.
Artenreiche Offenlandschaft
Die Orchideen kommen auf den vom NABU gepflegten sonnenüberflutenden Wiesen am Fuße des südlichen Steilhanges am Lichtersberg vor. Die Lichtrasen über Muschelkalk beherbergen z. B. Purpurknabenkraut, Helmknabenkraut, Waldhyazinthe, Fliegenragwurz, Bienenragwurz und Pyramidenwurz. Üppig blühen Küchenschelle, Spargelerbse, Kronenwicke, Waldanemone, Margarite, Wiesenschlüsselblume u.a.. Durch seinen steppenartigen Charakter haben vor allem bodenbrütende Vogelarten hier ihren Lebensraum, in dem sie ungestört ihre Jungvögel aufziehen können. Insbesondere für Rebhuhn, Wachtel, Feldlerche und Ziegenmelker stellt der TÜP ein wichtiges Habitat dar. Auch Spechte und Greifvögel brüten ebenso wie Neuntöter und Braunkehlchen im Schutzgebiet. Eine vielfältige Insektenwelt, Kleinsäuger, Früchte und Samen bieten ein reichhaltiges Nahrungsangebot für die Vögel. Amphibien, wie die seltene Gelbbauchunke, die Kreuzkröte und der Kammmolch, sind an den offenen Gewässern zu beobachten, während Schlingnatter, Zauneidechse und Blindschleiche die besonnten Südhänge besiedeln. Tag- und Nachtfalter mit unzähligen Arten, wie beispielsweise Schwalbenschwanz, mehrere Bläulingsarten und Segelfalter, nutzen die große Blütenpracht vom Frühling bis in den Herbst.
Schutzgebiet für die Zukunft gesichert
Nach unermüdlichem Einsatz des Kreisvorstandes und mit Hilfe vieler Spender ist es gelungen, die wertvollsten Flächen von nunmehr 316 Hektar über die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe zu erwerben. Damit ist eine dauerhafte Sicherung dieser ausgedehnten Lichtrasen und lockeren Kiefernsteilhänge für zukünftige Generationen gewährleistet. Allen Spendern ein herzliches Dankeschön für ihre Unterstützung!
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