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Urwälder für Thüringen
NABU und BUND legen Studie vor
In einer gemeinsamen Studie haben der BUND Thüringen und der NABU Thüringen Waldflächen identifiziert, welche als „Urwälder von morgen“ dauerhaft aus der Nutzung genommen werden sollen. Für die Erarbeitung der Studie konnten die beiden renommierten Wissenschaftler Prof. Dr. Michael Succow und Dr. Georg Sperber gewonnen werden.
Mike Jessat, Landesvorsitzender des NABU Thüringen, erklärt: „Wir sahen uns gezwungen, diese Studie durchzuführen. Zum einen drängt die Zeit und zum anderen kritisieren wir die Vorgehensweise der Landesregierung bei der Auswahl der Flächenkulisse. Es ist geplant, Einzelbäume, sogenannte Alt- und Habitatbäume, in die Flächenkulisse mit aufzunehmen. Dies spottet jeder Naturschutzidee, denn wie wir wissen, bilden sich nur in großflächig ungenutzten Waldlebensräumen spezifische Flächenmosaike aus dynamisch wechselnden Waldstadien, welche vor allem für Urwaldarten die Nischen zum Überleben bieten. Außerdem wurde ein Teil dieser Bäume sowieso schon im Alt- und Habitatbaumkonzept der Landesforstverwaltung 2009 ausgewählt.“
„Thüringen braucht mehr Ur-Wald und keine Ur-Wäldchen“ sagt Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen. „Deshalb haben wir der Flickschusterei des Umweltministeriums bei der Umsetzung des 25.000-Hektar-Ziels ein deutliches Konzept gegenübergestellt.“
Nach Angaben von Vogel sind viele Waldarten auf eine vom Menschen unbeeinflusste Waldentwicklung angewiesen, in der alle Waldstadien repräsentiert sind. Als Beispiel nannte Vogel die Hohltaube, welche in Kolonien in alten Baumhöhlen brüte und dazu ganze Gruppen absterbender Bäume benötige. Auch Arten wie Wildkatze, Bechsteinfledermaus oder Totholz bewohnende Insekten seien auf entsprechende Waldgebiete angewiesen.
Prof. Dr. Michael Succow betonte die grundlegende Bedeutung von unberührten Wäldern für die Entwicklung der Natur. „Für den Schutz der europäischen Rotbuchenwälder hat Deutschland eine herausgehobene, internationale Verantwortung. Rund ein Viertel des Weltverbreitungsareals der Rotbuche befindet sich auf deutschem Boden. Der ursprüngliche Buchenwaldanteil von ca. zwei Dritteln der Fläche Deutschlands ist heute auf weniger als fünf Prozent gesunken. Die Ausweisung von fünf Buchenwaldgebieten zum UNESCO-Weltnaturerbe im Juni 2011 unterstreicht eindrucksvoll die weltweite Bedeutung alter Buchenwälder.“
Mit der Übertragung in eine gewinnorientierte Landesforstanstalt habe das Land die Verpflichtungen zur Erhaltung der Natur, zum Schutz des Klimas und zur Förderung des Tourismus durch den Erhalt der Wälder nicht einfach einzustellen, betonten die Vertreter.