Orchideenparadies entwickeln

NABU-Projekt soll zur Erhaltung und Entwicklung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Rothenstein beitragen

1. Dezember 2022 - Der ehemalige Truppenübungsplatz bei Rothenstein wurde aufgrund seiner artenreichen und vielfältigen Strukturen als Naturschutzgebiet „Spitzberg-Schießplatz Rothenstein-Borntal“ ausgewiesen. Es ist Teil des europarechtlich geschützten Fauna-Flora-Habitat (FFH) Gebietes „Leutratal-Cospoth-Schießplatz Rothenstein“ sowie des Europäischen Vogelschutzgebietes „Muschelkalkhänge der westlichen Saaleplatte“. Mit der militärischen Nutzung der Sowjetarmee nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Anfang der Neunzigerjahre und der jahrelangen Beweidung zum Offenhalten des Standortes, haben sich magere Boden- und Vegetationsstrukturen entwickelt. Es entstand ein herausragender Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten.

Die kalkreichen Pionier- und Trockenrasen beherbergen eine Vielzahl heimischer Orchideenarten. Dieser Standort gilt heute unter Orchideenfreund*innen als Hotspot in der Region. Die vielfältigen Strukturen aus Gebüschen, Wäldern und mageren, weiträumigen Wiesen bieten außerdem seltenen Vogelarten Nahrungs- und Fortpflanzungshabitate, unter anderem Braunkehlchen, Wachtel, Grauammer und Neuntöter. Auf dem größten Teil der Fläche herrschen trockene Standortbedingungen. Es gibt aber auch einige wenige Stellen, auf denen sich Feuchtbiotope aus kleinen Tümpeln oder wassergefüllten Senken gebildet haben. Sie bieten Amphibienarten wie Gelbbauchunke oder Kammmolch geeignete Lebensräume.

Aufgrund seiner Nähe zu Jena und seiner attraktiven Naturausstattung wird der ehemalige Truppenübungsplatz gern für Erholungszwecke genutzt. Vor allen während der Blütezeit der Orchideen im Frühling ist das Gebiet einem starken Besucherdruck ausgesetzt. Es kommt allzu oft zu Störungen von Brutvogelarten und Vegetation. Vor allem Bodenbrüter wie Heidelerche, Grauammer, Wachtel und Rebhuhn haben darunter zu leiden. Neben der Intensivnutzung in einigen Teilbereichen, verschwinden in manch anderen Bereichen auf der Fläche artenreicher Trockenrasen durch Verbuschung.

Das Projekt „Umsetzung Managementplan für das FFH-Gebiet 129 -Teilbereich Schießplatz Rothenstein“ des NABU Thüringen soll dazu führen, die Situation in dem Gebiet zu verbessern. Dieses vom Freistaat Thüringen geförderte ENL-Projekt (Entwicklung von Natur und Landschaft) wird durch Mittel der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) kofinanziert und vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz unterstützt. Im Rahmen der Projektlaufzeit vom 01.11.2022 bis 30.06.2024 ist beabsichtigt, ein Konzept zur Besucherlenkung zu erarbeiten und umzusetzen. Auf der Grundlage einer detaillierten Bestandsanalyse, sollen Möglichkeiten zur Optimierung der Bewirtschaftung und Pflege aufgezeigt werden. Alle Maßnahmen werden gemeinsam mit den örtlichen Akteuren sowie Behörden entwickelt und abgestimmt.