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Biberwissen kompakt
Die wichtigsten Fakten im Überblick
- Systematik
Der Biber gehört zur Klasse der Säugetiere (Mammalia), zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia) und zur Familie der Biber (Castoridae). Die Gattung Biber (Castor) wird in zwei Arten eingeteilt: den Europäischen (Castor fiber L.) und den Kanadischen Biber (Castor canadensis K.). Nach Thüringen wandern verschiedene Unterarten des Europäischen Bibers (u.a. Rhonebiber (Castor fiber galliae) und Elbebiber (Castor fiber albicus) ein. Durch die zentrale Rolle Thüringens spielt es eine wichtige Rolle bei der Vernetzung vitaler Biberpopulationen. In Bayern ausgesetzte Biber treffen mit Elbebibern aus dem Saale- und Werra-Flussgebiet zusammen. - Gewicht
Mit einem Gewicht von bis zu 36 kg ist ein Biber schwerer als ein Reh. - Größe
Biber erreichen eine Körperlänge bis zu 1,35 m, davon entfallen 30-35 cm auf den flach abgeplatteten Biberschwanz (Kelle). Sie sind die größten Nagetiere in Europa und die zweitgrößten der Welt - nach dem Südamerikanischen Wasserschwein. - Gestalt
Biber sind plump, gedrungen und kompakt gebaut. Dadurch halten sie den Wärmeverlust im Wasser gering. - Kelle
Biber sind eindeutig an der Kelle - den breiten, flach abgeplatteten Biberschwanz zu erkennen. Wegen ihrem schuppenartigen Aussehen, wurden die Biber im Mittelalter zum Fisch erklärt und durften zur Fastenzeit verspeist werden. - Zähne
Biber besitzen große orangefarbene Nagezähne. Sie sind wurzellos und wachsen ständig nach. - Hand & Fuß
Biberpfoten besitzen jeweils 5 Zehen mit kräftigen Krallen. Die Vorderpfoten sind als Greifwerkzeuge ausgebildet. Die Hinterzehen sind deutlich größer und durch eine Schwimmhaut verbunden. Sie dienen als Hauptantrieb bei der Fortbewegung. Die zweite Hinterzehe ist jeweils als Doppelkralle ausgebildet und wird zur Fellpflege verwendet. - Sinne
Der Geruchssinn ist der wichtigste Sinn des Bibers. Er dient dem Aufspüren von Feinden sowie der Wahrnehmung von Reviermarkierungen und Nahrungspflanzen. Die Augen sind am schlechtesten ausgebildet und dienen lediglich der Naherkennung. Der Biber kann nur schwarz-weiß sehen. - Männchen & Weibchen
Männchen und Weibchen sind äußerlich nicht unterscheidbar. Lediglich wenn Weibchen säugen, sind sie eindeutig an ihren geschwollenen Zitzen zu erkennen. Biber leben als Paar ihr ganzes Leben lang zusammen im selben Revier. - Biberburg
Der Biber gräbt seine Baue in das Gewässerufer, um hier geschützt mit seiner Familie den Tag zu verbringen. Auch die Jungen werden hier aufgezogen. Der Eingang liegt unter Wasser. Gibt die Decke im Wohnkessel nach, so schichtet der Biber Gehölze auf, sodass die typische Biberburg entsteht. Selten entstehen einzeln stehende Burgen inmitten des Gewässers. Im Herbst trägt der Biber Schlamm auf, um die Temperatur im Bau zu regulieren. - Biberdamm
Ist das Wasser zu flach (< 30-50 cm), sodass sich der Biber nur schwer darin fortbewegen kann oder schwankt der Wasserspiegel zu stark, so baut der Biber Staudämme. Er schichtet dazu Äste, Schlamm oder anderes Pflanzenmaterial quer zur Fließrichtung auf. Es gibt Biberdämme, auf denen man trockenen Fußes die andere Uferseite erreichen kann. - Ausstiege
Um Nahrungsquellen an Land zu erreichen, verlässt der Biber an geeigneten Stellen das Wasser. Nach und nach bilden sich charakteristische Pfade aus, die sich durch regelmäßige Benutzung vertiefen können. - Lebensraum
Der Biber bewohnt die Ufer unterschiedlichster Gewässer - darunter große Ströme, Flüsse, Bäche, Seen, auch vom Menschen geschaffene Teiche, selbst kleine Gräben. Er entfernt sich meist nicht weiter als 20 m vom Wasser. Für eine Biberansiedlung sind eine ständige Wasserführung, ausreichend Nahrung (Gehölze für Winter) und die Möglichkeit zur Anlage von Uferbauen (grabbare Ufer) unabdingbar. Je üppiger das Nahrungsangebot, desto dauerhafter ist die Ansiedlung. - Nahrung
Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Je nach Jahreszeit und Angebot frisst er krautige Pflanzen, Rhizome von Wasserpflanzen, junge Zweige, Knospen, Blätter und die Rinde von Gehölzen. - Aktivität
Der Biber ist dämmerungs- und nachtaktiv. Den Tag verbringt er im Bau. Im Winter fährt er seine Aktivität zurück, hält aber keinen Winterschlaf. - Tauchen
In Bewegung taucht der Biber meist 2-3 min. In ruhiger Position kann er sogar 20 min unter Wasser ausharren. Ohren und Nase werden beim Tauchen verschlossen. - Nachwuchs
Einmal jährlich kommt es im Biberbau zu Nachwuchs. Die Paarung erfolgt im Winter von Januar-März. Von April-Juli werden meist 2-3 (max. 5) Jungtiere geboren. Sie bleiben 2 Jahre im elterlichen Revier. - Revier
Das Biberrevier ist ein vom Biberpaar und den Jungtieren bewohnter Raum von ca. 3 km Flusslänge. Es ist so angelegt, dass der Biber es dauerhaft bewohnen kann. Je üppiger das Nahrungsangebot, desto kleiner ist das Biberrevier und desto mehr Biber können in einem Gewässerabschnitt leben. - Lebenserwartung
Der Biber wird im Mittel 8 Jahre alt. Der älteste in Freiheit gefundene Biber war 21 Jahre alt. In Gefangenschaft wurde ein Biber sogar 35 Jahre alt. - Biberkonflikte
Überlappen sich vom Menschen genutzter Raum und Biberlebensraum, kann das zu Konflikten führen. Bewährte Maßnahmen ermöglichen jedoch ein konfliktfreies Nebeneinander. Wertvolle Bäume können durch fachgerechte Drahtzäunung geschützt und Biberdämme mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde reguliert werden. Der langfristig beste Schutz für Biber und Mensch sind 20-50 m breite ungenutzte Uferrandstreifen. - Gefährdungsursachen
Mitte des 19. Jahrhunderts war der Biber durch menschliche Verfolgung am Rande des Aussterbens. Die früheren Gefährdungsursachen - die ungehemmte Bejagung, um Pelz, Fleisch und medizinische Wirkstoffe zu erlangen, existieren heute nicht mehr. Heute hat der Biber v. a. zu kämpfen mit dem Unfalltod durch Straßen- und Eisenbahnverkehr und der Vernichtung des Lebensraumes durch Abholzung und Flächennutzung. Zwei Biber sind bereits dem Straßen- und Schienenverkehr in Thüringen zum Opfer gefallen. - Schlüsselart Biber
Der Biber gestaltet Gewässer und deren Auen, erhöht die Artenvielfalt, trägt zur Gewässerreinigung und zum Hochwasserschutz bei. - Gesetzlicher Biberschutz
Der Biber zählt zu den europarechtlich streng geschützten Tierarten (Anhang II, IV der FFH-Richtlinie). Neben dem Schutz seiner Lebensräume ist es verboten, den Biber zu fangen, zu töten, zu stören oder seine Baue und Dämme zu beschädigen. Ausnahmen sind unter Zustimmung der Unteren Naturschutzbehörde im Einzelfall möglich. - Praktischer Biberschutz
Durch Zäunungen an Verkehrstrassen und Aufklärungsarbeit können Gefahren und Störungen für den Biber minimiert werden. Sein Lebensraum kann durch ungenutzte Gewässerrandstreifen aufgewertet werden - ideal sind 50 m breite Streifen beiderseits des Gewässers.