Im 19. Jahrhundert wurde der Kormoran vom Menschen fast ausgerottet. Doch kaum hat sich sein Bestand wieder etwas erholt, werden Überlegungen gestartet den schwarzen Vogel zu dezimieren - Foto: Frank Derer
In Thüringen existiert nur eine kleine Brutkolonie des Kormorans der Festlandunterart (Phalacrocorax carbo sinensis) an den Haselbacher Teichen. Sie wird in ihrem Bestand allerdings durch den Waschbären so geschwächt, dass in den letzten Jahren kaum ein Bruterfolg zu verzeichnen war. 2008 flog von den etwa 60 Brutpaaren kein einziger Jungvogel aus, 2009 wurden nur zwei Bruten registriert und 2010 fraß der Waschbär alle Eier der zehn Brutpaare aus. Der Rest der in Thüringen gesichteten Kormorane macht nur den Winter über hier Rast und zieht im Frühjahr weiter. Schlafplätze des Kormorans befinden sich z. B. an den Saaletalsperren, an der Talsperre Zeulenroda, am Stausee Hohenfelden, an den Bielener Kiesseen und zwischen dem Rückhaltebecken Straußfurt und dem Speicher Dachwig.
Ein ständiges Ansteigen der Kormoran-Rastbestände in Thüringen kann laut Ergebnis von Schlafplatzzählungen nicht festgestellt werden. Die Maximalzahlen der vergangenen Jahre wurden in den letzten drei Wintern sogar unterschritten. Allerdings musste insbesondere im Herbst ein von Jahr zu Jahr früheres Eintreffen der Kormorane registriert werden. Das arithmetische Mittel im Erfassungszeitrum (September bis April) schwankt um einen Wert von 1.300 Kormoranen. Diese Schwankungen stehen in Beziehung zur Strenge des jeweiligen Winters.
Die Bestandssituation des Kormorans muss sehr differenziert gesehen werden. Pauschalaussagen mit der Angabe von Maximalwerten verfälschen die Sicht auf die tatsächliche Situation und werden dementsprechend falsch interpretiert. Bei der Darstellung der Entwicklung des Kormoranbestandes führen weit auseinanderliegende Zahlen zu Missverständnissen und erschweren es zuständigen Behörden angemessene Entscheidungen zu treffen.
Der Bericht „Rastbestände des Kormorans (Phalacrocorax carbo sinensis) in Thüringen – Ergebnisse der Schlafplatzzählungen 2006/2007 im Vergleich zu den Vorjahren“ (KURZ & WIESNER 2008) wurde uns vom Verein Thüringer Ornithologen e.V. zur Verfügung gestellt.
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