Natur und Landschaft in Thüringen
Biodiversität erhalten
Zentrales Ziel der Naturschutzpolitik muss der Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt in Thüringen sein. Mehr →
Die Fakten liegen auf dem Tisch: das Artensterben schreitet massiv voran, und der Klimawandel ist weltweit zu spüren. Noch können Maßnahmen getroffen werden, um diesen Prozessen entgegenzuwirken. Der NABU Thüringen hat für die kommende Landtagswahl Forderungen entwickelt, welche die Politik als Trümpfe für die Natur einsetzen können.
Reden war gestern, handeln ist jetzt
Die kommende Landtagswahl ist richtungsweisend für die ökologische Zukunft in Thüringen. Klimawandel und Artensterben fordern sofort wirksame Maßnahmen, damit unsere Umwelt, und somit auch wir selbst, nicht noch mehr Schaden nehmen. Politiker*innen haben Einfluss darauf, wie sich Natur und Landschaft in den nächsten Jahren entwickeln werden. Es braucht auch Mut, sich den zukünftigen Herausforderungen zu stellen und Widerstände zu überwinden.
Trümpfe für die Natur
Der NABU Thüringen hat sechs Kernforderungen zu besonders drängenden Problemen im Naturschutz erarbeitet. Diese Forderungen sollten dringend Eingang in die Wahlprogramme der Parteien finden. Der NABU fordert nichts Unmögliches: summende Vielfalt, blühende Landschaften, lebendige Gewässer, artenreiche Auen und behütete Naturschätze sind Grundvoraussetzungen für unsere Lebenswelt, die es zu erhalten und zu fördern gilt.
Summende Vielfalt
- Einsatz von Pestiziden bis ins Jahr 2026 um 50 Prozent reduzieren
Blühende Landschaften
- Etablierung eines Aktionsplans für strukturreiche Landschaften
Lebendige Gewässer
- Entwicklung eines Aktionsplans zur Belebung der Bach- und Fluss-Auen
Artenreiche Auen
- Schaffen eines landeseigenen Fonds für den Kauf von Flächen in der Aue
Behütete Naturschätze
- Betreuung von Naturschutzgebieten durch Ranger*innen
Beschützte Arten
- Einrichten einer Stabstelle zur Bekämpfung von Umweltkriminalität
Vor allem die Landwirtschaft hat einen großen Einfluss auf die Natur. Derzeit trägt sie unter anderem dazu bei, dass unsere Böden und Gewässer verschmutzen und die biologische Artenvielfalt zurückgeht – am stärksten trifft es die Insektenwelt. Trotz dieser offensichtlichen Konsequenzen können sich viele Teile der Landwirtschaft momentan noch nicht vorstellen, bei der Bewirtschaftung ihrer Felder und Wiesen weitgehend auf Gift und synthetische Düngemittel zu verzichten. Doch wir wollen in Zukunft gesunde Nahrungsmittel essen, den drastischen Artenschwund aufhalten und den durch Menschen verursachten Beitrag zum Klimawandel abmildern. Die Daten belegen dringenden Handlungsbedarf und die Lösungen liegen auf dem Tisch. Weitere Zeit verstreichen zu lassen, hätte fatale Folgen für den ganzen Planeten und somit auch für uns! Eine moderne Landwirtschaft ist eine Landwirtschaft, die sich in die ökologischen Rahmenbedingungen unseres Ökosystems einfügt. Gemeinsam mit den Landwirten muss eine zukunftsfähige und umweltverträgliche Landwirtschaft entwickelt werden.
Wir fordern:
Langfristig muss der vollständige Verzicht auf Pestizide ein wichtiges Ziel sein. Wir fordern deshalb zum Einstieg den Einsatz von Pestiziden bis ins Jahr 2026 um 50 Prozent zu reduzieren. Hierzu muss ein für die Landwirtschaft praktikables Pestizidreduktionsprogramm vom Land Thüringen etabliert werden. Maßnahmen wären zum Beispiel der Verzicht oder die Reduzierung von Pestiziden auf den landeseigenen Flächen und den Flächen der Kommunen im Freistaat. Zusätzlich ist in ökologisch sensiblen Gebieten wie zum Beispiel in Natura-2000-Gebieten und gesetzlich geschützten Biotopen auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten. Für die Landwirtschaft muss gesetzlich geregelt werden, dass Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes generell erst zum Einsatz kommen müssen, bevor auf den Einsatz von chemischen Pestiziden zurückgegriffen wird. Ziel ist es zuerst, naturschonende Pflanzenschutzmethoden einzusetzen. Ein Beratungs- und Kontrollsystem muss das Ganze begleiten. Ebenso wichtig ist es, die Vermarktung von Produkten zu fördern, die ohne Pestizide im Freistaat produziert werden. Hilfreich kann hier die Einführung und Förderung eines Labels „Pestizidfrei aus heimischer Landwirtschaft“ sein. Ein Pestizidmonitoring muss die gesteckten Ziele und eingeleiteten Maßnahmen jährlich überprüfen und eventuell neue Maßnahmen im Pestizidprogramm hinzufügen.
Ebenso wichtig für die Artvielfalt ist eine vielfältige und strukturreiche Landschaft. Deshalb fordert der NABU Thüringen von der zukünftigen Landesregierung einen Aktionsplan für strukturreiche Landschaften einzuführen. Über alle Naturräume und Landnutzungsformen hinweg ist ein Mindestanteil von zehn Prozent echter ökologischer Vorrangflächen einschließlich Blühstreifen, Ackerraine und Hecken zu sichern sowie die nötigen Förderinstrumente dafür bereitzustellen. Im Wesentlich geht es um eine Flurbereicherung als neue Form der Flurbereinigung inklusive Förderprogramm zur Vernetzung der Landschaft mit Feldgehölzen, Hecken und kleinen Fließgewässern.
Die Bach- und Fluss-Auen waren einst als Adern der Landschaft, ein wichtiger Lebensraum für viele Tier-und Pflanzenarten. Sie speichern das Wasser und dienen als Filter für Schadstoffe. In trockengelegten Auen, egal ob intensiv ackerbaulich genutzt oder bebaut, verschwindet die Artenvielfalt. Gleichzeitig werden unsere Dörfer und Städte vermehrt von Hochwassern heimgesucht.
Wir fordern:
Wir können unsere Siedlungen vor Hochwasser schützen und artenreiche, naturnahe Auen entwickeln, wenn wir konsequent Deiche beseitigen oder verlegen, die nicht der Sicherung von Bebauung oder Infrastruktur dienen. Das ist insbesondere an Gera, Unstrut und Weißer Elster erforderlich. Der NABU Thüringen fordert von der zukünftigen Landesregierung einen Aktionsplan zur Belebung der Bach- und Fluss-Auen.
Zur Belebung der Bach- und Fluss-Auen ist es auch notwendig einen landeseigenen Fonds für den Kauf von Flächen an Gewässern und in den Gewässerauen zu etablieren. Mit dem Erwerb von Flächen und der Extensivierung der Nutzung können eine Verbesserung der Gewässerstruktur erreicht und die dortigen Lebensräume auf Dauer entwickelt und gesichert werden. Dadurch können nicht nur bedrohte Pflanzen- und Tierarten unterstützt werden. Auch Nutzungskonflikte zum Beispiel mit den Aktivitäten des Bibers können weitgehend vermieden werden. Um gestalten zu können, benötigt der Biber ungenutzte Uferrandstreifen von 10 bis 20 Metern Breite, hier finden die Hauptaktivitäten des Bibers statt. Der Flächenkauf in der Aue würde so zur Akzeptanzsteigerung von Bibern in der Landschaft führen. Im Gegenzug bringen die Biber mit ihren Dämmen und Burgen mehr Gewässerstrukturen und das ganz ohne kostspielige Renaturierungsmaßnahmen.
Naturschutzgebiete sind für viele seltene Tier- und Pflanzenarten die letzten Rückzugsgebiete in einer von Menschen intensiv genutzten Kulturlandschaft. Doch Schutzgebiete ohne Personal sind wie Boote ohne Ruder: sie dümpeln vor sich hin. Das Resultat: zu oft werden Naturschutzgebiete als illegaler Müllplatz benutzt, Nutzungsauflagen und Wegegebote nicht eingehalten, Pflanzen niedergetrampelt und Tiere gestört.
Zudem gibt es in Thüringen immer wieder Fälle von illegaler Nachstellung von geschützten Tierarten. Greifvögel werden vergiftet, Biber und Fischotter getötet. In den Behörden fehlen Ressourcen, um derartige Fälle auch stringent verfolgen und ahnden zu können. Proben von Tieren mit Vergiftungsverdacht werden teilweise gar nicht untersucht und die Ermittlungserfolge sind sehr gering.
Wir fordern:
Die Bach- und Fluss- Auen waren einst als Feuchtgebiete ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Sie speichern das Wasser und dienen als Filter für Schadstoffe in der Landschaft. In trockengelegten Auen, egal, ob intensiv ackerbaulich genutzt oder bebaut, geht die Artenvielfalt zurück. Gleichzeitig werden unsere Dörfer und Städte vermehrt vom Hochwasser heimgesucht.
Wir fordern, größere zusammenhängende Bach- oder Fluss-Auen wieder zu einem artenreichen, naturnahen Hochwasserrückhalteraum für den Schutz der Siedlungen zu entwickeln. Hierzu ist die konsequente Rückverlegung von Deichen, insbesondere an Gera, Unstrut und Weißer Elster erforderlich, die nicht der Sicherung von Bebauung oder Infrastruktur dienen. Die Etablierung von Auwäldern, extensiven Weidelandschaften und Kurzumtriebsplantagen in der Flussaue ermöglicht eine kostengünstige naturnahe Entwicklung der Gewässer, kann alternative Einkommensmöglichkeiten schaffen und gleichzeitig unter anderem auch dem Biber genügend Raum lassen.
Gewässer brauchen genügend Raum, damit sie sich dynamisch entwickeln können. Eine dynamische Gewässerentwicklung nutzt auch vielen Tier- und Pflanzenarten. Mit dem Erwerb von Flächen beidseitig des Flusses oder Baches können die Verbesserung der Gewässerstrukturen erreicht und die dortigen Lebensräume auf Dauer sichergestellt werden. Deshalb fordert der NABU die zukünftige Landesregierung auf, einen Fond für den langfristigen Erwerb von Auen und Uferstreifen einzurichten. Damit lassen sich auch Nutzungskonflikte bei der Ausbreitung des Bibers abmildern.
Zentrales Ziel der Naturschutzpolitik muss der Schutz und die Förderung der biologischen Vielfalt in Thüringen sein. Mehr →
Laut Roter Liste Thüringen ist ein großer Teil der Tier- und Pflanzenarten auch hierzulande gefährdet. Deshalb engagiert sich der NABU mit zahlreichen Aktionen und Projekten für den Erhalt der heimischen Artenvielfalt. Mehr →
Die natürlichen Ressourcen der Erde sind begrenzt. Eine Veränderung der Politik und Wirtschaftsweise in den Industrieländern ist unerlässlich. Mehr →
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