Steckbrief Goldschakal
Der Goldschakal erobert neue Lebensräume, auch in Thüringen
Hierzulande bislang unbekannt, schleicht sich fast unbemerkt eine neue Art auf natürliche Weise nach Deutschland ein - der Goldschakal (Canis aureus). Der lateinische Name verrät, dass der Goldschakal eng mit dem Wolf (Canis lupus) verwandt ist.
Aussehen
Der Goldschakal ist deutlich kleiner als der Wolf und etwas größer als der Fuchs. Das Fell des Goldschakals variiert zwischen goldgelb bis rotbraun mit gräulichen Farbeinschlägen. Das Fell der Unterseite der Schnauzenpartie und der Brust- sowie Bauchbereich und auch die Fellfärbung der Flanken können sich dabei deutlich heller absetzen. Der Goldschakal wirkt hochbeiniger als der Fuchs. Der Schwanz des Goldschakals - auch die Rute genannt - hat in der Regel immer eine dunkle Schwanzspitze. Wohingegen die des Fuchses hell bis weißlich gefärbt ist. Beim Fuchs wirken die Ohren im Verhältnis zum Kopf deutlich größer, als beim Goldschakal.
Lebensweise
Der Goldschakal lebt und vermehrt sich in der Regel im Rudelverband der Familie. Das Rudel besteht aus einem Elternpaar, Welpen und Jungtieren aus den Vorjahren. Die Elterntiere verpaaren sich im Zeitraum Januar bis März. Nach einer Tragzeit von zirka 60 Tagen werden ein bis sechs Jungtiere geboren. Die im Jahr zuvor geborenen und noch beim Rudel verbliebenen Jährlinge helfen bei der Aufzucht des jüngstgeborenen Nachwuchses. Der Nachwuchs wandert mit einem Alter von ein bis zwei Jahren aus dem Rudel ab, um sich neue Reviere und Partner zu suchen. Wandernde Goldschakale können bei der Suche nach neuen Revieren erhebliche Strecken zurücklegen. Die Reviergröße einer Goldschakalfamilie variiert, je nach Beuteverfügbarkeit und Lebensraumqualität, zwischen einem und 20 Quadratkilometer. Die Kommunikation unter den Goldschakalen erfolgt über differenzierte Mimik und Gestik sowie Lautäußerungen wie Winseln, Heulen und Bellen. Der Goldschakal ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Er jagt oft allein, gelegentlich als Paar und nur selten im Rudel. Als Nahrungsgeneralist ernährt er sich von kleinen bis mittelgroßen Wirbeltieren, Insekten, aber auch von Aas und in nicht geringem Umfang von Obst und Pflanzenteilen. Der Goldschakal besetzt mit seiner Lebensweise eine ökologische Nische zwischen Fuchs und Wolf. Wobei die Verbreitung und die Anwesenheit von Wölfen als limitierender Faktor für Goldschakalvorkommen vermutet werden.
Verbreitung
Der Goldschakal ist im Nahen und Mittleren Osten, in Indien und in verschiedenen Regionen Asiens sowie im nördlichen Afrika verbreitet. In Europa ist der Goldschakal in Südosteuropa und im Balkan beheimatet und breitet sich von dort seit den 1990er Jahren erfolgreich Richtung West- und Nordeuropa aus. Nach Angaben der IUCN (International Union for Conservation of Nature) liegt die geschätzte Populationsgröße für Europa zwischen 97.000 und 117.000 Goldschakalen. Genaue Zahlen für Deutschland sind bislang nicht bekannt. In Thüringen kam es bislang lediglich zu seltenen und sporadischen Beobachtungen von Einzeltieren. Der Erstnachweis eines Goldschakals in Thüringen gelang am 1. August 2019 mittels Aufnahme einer automatischen Kamerafalle im Nationalpark Hainich.
Schutz
Der Goldschakal (Canis aureus) unterliegt dem Washingtoner Artenschutzabkommen, Anhang III, und damit der Verordnung (EU) 2017/160, Anhang C. In Thüringen und Deutschland gilt die Verordnung (EU) 2017/160 unmittelbar. Sie regelt den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels. Zudem ist der Goldschakal im Anhang V der EU-Richtlinie 92/43 (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) aufgeführt und unterliegt damit den Verboten des § 39 Abs. 2 Bundesnaturschutzgesetz. Der Goldschakal ist nicht im Jagdrecht aufgeführt und darf somit weder gejagt noch gefangen oder getötet werden. Für Deutschland und Thüringen ergibt sich die Verpflichtung für einen „günstigen Erhaltungszustand“ der Art zu sorgen und ein Monitoring zur Bestandserfassung vorzunehmen.