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Rücksichtsloses Verhalten im Biberrevier
Akzeptanz ist gefragt
07. November 2012 - Seit dem Winter 2010/11 hatte sich der Biber an der Pferdeinsel bei Kahla ein Revier erschlossen. Die Insel bot Ruhe, Nahrung und der angrenzende Steilhang Möglichkeit zur Anlage eines sicheren Erdbaus. Doch jetzt wurde dieser Biberlebensraum vernichtet. Der dortige Auenwald ist fast vollständig gerodet worden. Die uferbegleitenden vitalen Altpappeln sowie Weiden wurden gefällt und die auentypische Hochstaudenvegetation durch Zierrasen ersetzt.
Die Pferdeinsel, welche auf dem Stadtgebiet von Kahla unterhalb des Dohlenstein liegt, ist geprägt durch die Flussdynamik der Saale und als Teil des FFH-Gebietes „Dohlenstein und Pfaffenberg“ besonders wertvoll. Sie gehört zur flusstypischen Weichholzaue mit Weiden und Pappeln sowie Hochstaudenfluren. Der Weidenbestand, welcher gesetzlichen, sogar europarechtlichen Schutz genießt, bot dem Biber eine optimale Nahrungsgrundlage. „Wir verstehen es nicht, warum in einem dermaßen sensiblen Gebiet solche gravierenden Maßnahmen durchgeführt werden. Das muss rechtliche Konsequenzen haben“, fordert Mike Jessat, Landesvorsitzender des NABU Thüringen. Einige Wasserwirtschaftler hängen immer noch an ihren veralteten Vorstellungen, dass ein Fluss frei von jeglichem Bewuchs sein soll – Wasserrinne statt lebendiger Fluss. Wasser soll schnell und ungestört abfließen können, jedoch lehren die Hochwasserereignisse, dass das Wasser lange in der Aue verbleiben sollte.
Naturnahe Gewässerlandschaften sind strukturreich und einer ständigen Dynamik unterlegen. Da gehört es auch dazu, dass ein Baum ins Wasser fallen darf und neuen Lebensraum zum Beispiel für Fische bietet. In den nächsten Jahrzehnten muss noch viel an Bachbegradigung und Gewässerverbau zurückgenommen werden. Kompromisse sollten nur gemacht werden, wenn die Bebauung historisch bedingt in der Aue oder am Gewässer liegt. In Kahla hat man den Hochwasserschutz herangezogen und Bänke und Papierkörbe für das Erlebnis „Flussinsel“ aufgestellt. "Das Erlebnis ‚ursprüngliche Flusslandschaft mit Biber und Fischotter’ wird derzeit als solches noch nicht anerkannt. Da ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten – auch bei einigen Wasserwirtschaftlern!“, äußert sich Mike Jessat.
Kahlschlag im Biberrevier an der Saale
NABU Thüringen fordert umfassende Aufklärung
29. Februar 2012 -
29. Februar 2012 - Nördlich von Jena bei Porstendorf im Saale-Holzland-Kreis sind massive Einschläge im uferbegleitenden Gehölzbestand durchgeführt worden. Rund zwei Drittel des dort vorkommenden Baumbestandes wurden eingeschlagen und damit auch wertvolle Nahrungsbäume des Bibers vernichtet. Und schlimmer noch, zwei der erst 2011 vom Biber neu gebauten Burgen hat man komplett zerstört. Die Abdeckung aus Knüppeln wurde beseitigt und die Wohnkessel freigelegt, so dass die Burgen nicht mehr bewohnbar sind. Für die gerade trächtigen Biberweibchen ist dies ein tragischer Zustand, denn gerade jetzt benötigen diese dringend den Schutz ihrer Behausungen.
Seit 2008 befindet sich eines der besten Biberreviere im Bereich der Porstendorfer Rabeninsel, dort bauten die Biber auch die ersten Knüppelburgen, in denen mehrfach Bibernachwuchs aufgezogen wurde. Biber leben im neuen Lebensraum oft jahrelang in Erdhöhlen, ehe sie sich an die aufwendige, mühsame Erbauung einer Knüppelburg wagen. Diese dient dann aber über viele Jahre, gar Jahrzehnte, als Zentrum des Biberreviers und Familiensitz. Im Saum der dichten Ufergehölze aus Weiden, Pappeln, Erlen und vielen Straucharten fanden die Biber Deckung und Nahrung.
Die Abholzung hat nicht nur Auswirkungen auf den Biber. Auch der einst so schützende Gehölzgürtel der Ufer ist durchsichtig geworden und wertvolle Lebensräume sind dadurch entwertet. Außer Bibern beherbergen diese zum Beispiel Grünspecht, Eisvogel, Rot- und Schwarzmilan.
Der NABU Thüringen fordert eine umfassende Aufklärung, ein zur Rechenschaft ziehen der Verursacher sowie eine Klärung, ob Kontroll- und Aufsichtspflichten der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde verletzt wurden, falls diese die Eingriffe genehmigt hat.