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Ausbeutung von EU-Schutzgebieten
Kritik am Umgang mit EU-Schutzgebieten
Umweltminister soll Förster mit Managementplänen ausstatten
21. Mai 2012 -
In dieser Woche feiert das europäische Schutzgebietsprogramm „Natura 2000“ sein 20-jähriges Bestehen. Das Programm, das mit Verabschiedung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der EU am 21. Mai 1992 in Kraft trat, stellt heute fast ein Fünftel der EU-Landfläche unter Schutz, in etwa die doppelte Fläche Deutschlands. In Thüringer Wäldern hat auch der Freistaat die wertvollsten Gebiete für das EU-Schutzgebietssystem gemeldet, doch einige dieser Flächen spüren nichts von ihrer herausragenden Wertigkeit.
Der NABU Thüringen fordert, aufgrund der aktuellen massiven Holzeinschläge, Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz auf, diese Missstände abzuschaffen. Es müssen endlich Managementpläne für FFH-Gebiete vorliegen. Die momentan für die Waldbewirtschaftung geltenden Waldbehandlungskonzepte und die „Bewirtschaftungshinweise auf Grundlage der Positivliste“ reichen für europäische Schutzgebiete einfach nicht aus. „Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass die Förster, wenn sie entsprechende Pläne vorliegen hätten, die den Umgang mit diesen Schutzgebieten regeln, auch im Sinne der Schutzgebiete wirtschaften könnten. Diese von der EU geforderten Managementpläne gibt es jedoch bis jetzt noch nicht“, erklärt NABU-Landesvorsitzender Mike Jessat.
In einem Brief an den Minister beanstandet der NABU den gegenwärtigen Umgang mit fünf EU-Schutzgebieten. So wurden im FFH-Gebiet „Eschberg-Dürrenberg“ bei Meiningen Schneisen eingeschlagen, die zur Beeinträchtigung von geschützten Biotopen führen. Ähnliche Eingriffe mit massivem Holzeinschlag gab es in den Schutzgebieten „Reisiger Stein“ bei Zella-Mehlis, „Rhönkopf-Streufelsberg“ im Biosphärenreservat Rhön und „Tautenburger Forst-Hohe Lehde-Gleistalhänge“ im Saale-Holzland-Kreis. Zu einer Beeinträchtigung von FFH-Lebensraumtypen kam es durch Wegebau im FFH-Gebiet „Krahnberg – Kriegberg“ bei Gotha.
Die dort durchgeführten Maßnahmen werden vom NABU Thüringen naturschutzfachlich als äußerst problematisch eingeschätzt. „Aus unserer Sicht liegen hier Verstöße gegen die FFH-Richtline und das Thüringer Naturschutzgesetz beziehungsweise auch Handlungsdefizite der zuständigen Behörden vor“, sagt Jessat.
Als mögliche Ursache für das Dilemma benennt der NABU die mangelnde personelle Ausstattung der unteren Naturschutzbehörden sowie die nicht ausreichende Abstimmung von Forstämtern, beziehungsweise Privatwaldbesitzern mit den zuständigen Naturschutzbehörden, die zum Teil die Genehmigungsbehörden sind.
„Die Axt im Walde“ wütet in Kernzone
Kahlschlag im Biosphärenreservat Rhön
11. Mai 2012 -
In einem Brief an Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz kritisiert der NABU den Holzeinschlag in einer der Kernzonen des Biosphärenreservats Rhön.
Die Kernzonen im Biosphärenreservat Rhön haben den höchsten Schutzstatus. Für diese ist die natürliche Entwicklung ohne wirtschaftliche Nutzung festgeschrieben. Mike Jessat, Landesvorsitzender des NABU Thüringen, zeigt sich verständnislos: „Wir halten es für sehr besorgniserregend, dass innerhalb der Kernzone großflächig Bäume entnommen wurden. Die dort durchgeführten Maßnahmen sind aus naturschutzfachlicher Sicht äußerst problematisch und als gravierend einzuschätzen. Auch wir müssen an diesen Stellen, ebenso wie der Forst, akzeptieren, dass diese Zonen selbst mit Fichte und Douglasie tabu sind, obwohl wir ansonsten starke Verfechter des Waldumbaus sind.“
Es macht Sinn, dass in einer solchen Zone keine Maßnahmen durchgeführt werden. Die natürliche, ungestörte Entwicklung, welche die Zielstellung in einer Kernzone ist, wurde durch diesen Eingriff massiv gestört. Normalerweise sollte sich hier Natur ohne den aktiven Einfluss des Menschen entwickeln können. Auch Fichten und Douglasien treten in die wertvollen Zerfallsphasen ein und Waldumbau findet langsam, aber dennoch ungestört statt. Biosphärenreservate sind beispielgebend für die Nachhaltigkeit, was in diesem konkreten Fall nicht zutreffend ist.
Der NABU Thüringen kritisiert in seinem Brief auch mangelnde Absprachen des zuständigen Forstamtes mit der Leitung des Biosphärenreservats und der Oberen Naturschutzbehörde. Es wird von Minister Reinholz gefordert, den Vorfall umfassend zu prüfen und aufklären zu lassen. „Wir hoffen, dass es sich bei diesem Eingriff um einen bedauerlichen Einzelfall handelt und er nicht beispielgebend für den Umgang mit Kernzonen in Thüringen wird“, erklärt Jessat.