Lebensraum Wald
Wälder liefern nicht nur den wertvollen Rohstoff Holz, sondern sind auch Lebensraum für unzählige Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Mehr →
2. Mai 2023 - Der NABU Thüringen kritisiert die massiven Eingriffe und Kahlschläge im EU-Vogelschutzgebiet „Frankenwald - Schieferbrüche um Lehesten“ bei Grumbach im Saale-Orla-Kreis, nahe des Grünen Bandes. Der Verband fordert die dafür verantwortlichen staatlichen Akteure dazu auf, mehr Sensibilität walten zu lassen und ihrer Vorbildfunktion für Klima- und Artenschutz gerecht zu werden.
Hintergründe: In den zurückliegenden Wochen erhielt der NABU Thüringen, durch besorgte Bürgerinnen und Bürger bei Grumbach, wiederholt Hinweise und Meldungen auf gravierende forstwirtschaftliche Maßnahmen im EU-Vogelschutzgebiet „Frankenwald - Schieferbrüche um Lehesten“. Die erfolgten Maßnahmen sollen zudem weit über den erlaubten Zeitrahmen zum Schutz von Brutvögeln stattgefunden haben. Ein Vororttermin von Vertretern des NABU Thüringen bestätigten die Hinweise aus der Bevölkerung. In dem Gebiet wurden weiträumig Kahlschläge sowie mehrere Dutzend haushohe Holzpolter und Rückearbeiten mit Schwermaschinen festgestellt. „Das, was ich dort gesehen habe, kommt der teilweisen Zerstörung von Lebensräumen gleich und widerspricht deutlich dem Schutzauftrag, dem Bundes- und Landesforst per EU-Rechtsnormen und Bundesnaturschutzgesetz zu folgen haben“, sagt Silvester Tamás vom NABU Thüringen. „Die von Trockenheit und Borkenkäfer betroffenen, teils abgestorbenen Fichten sind auf mehreren Dutzend Hektar Fläche komplett gerodet und auf Holzpolter gestapelt oder bereits mit Schwerlastzügen aus dem Gebiet abtransportiert worden. Es ist so gut wie kein wertiges Totholz mehr auf der Fläche verblieben. Die Schwermaschinen haben im gesamten ehemaligen Waldgebiet tiefe Narben in den Böden hinterlassen, die Jahrzehnte brauchen, um auszuheilen. Brutvögel werden sich hier in den nächsten Jahren wohl kaum auf den kahlen Böden zum Brüten niederlassen.“ Die entstandenen kahlen Böden werden aus Sicht des NABU Thüringen unter der zukünftigen Trockenheit und Hitze stark leiden. Auf den Rodungsflächen wird so schnell keine beständige Naturverjüngung und klimastabile Waldgeneration mehr entstehen können.
Borkenkäfer häufig längst ausgeflogen: Immer wieder argumentieren staatliche Akteure mit dem Waldgesetz. Demnach sei insbesondere Borkenkäferholz schnellstmöglich aus den Waldgebieten zu entfernen, um die Brutstätten des Käfers zu beseitigen. Die Fällaktionen starten allerdings meistens dann, wenn der Borkenkäfer schon ausgeflogen ist. Besonders aber die bereits abgestorbene Totholzreservate müssen in den Schutzgebieten zum Schutz der Böden und für die zukünftige Naturverjüngung verbleiben.
Mit Schutzgebieten besonders sensibel umgehen: bei EU-Vogelschutzgebieten, wie im vorliegenden Fall, müssen geltende Rechtsvorschriften zum Schutz der dortigen Lebensräume im Vordergrund stehen. Forstliche Eingriffe müssen mit größter Sorgfalt und Sensibilität erfolgen und im Vorfeld der Maßnahmen müssen gesetzlich vorgeschriebene Verträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden. Der NABU Thüringen fordert, dass die staatlichen Forst- und Naturschutzbehörden endlich ihrer Vorbildfunktion folgen und dem gesetzlichen Auftrag zum Schutz der Waldschutzgebiete in Thüringen gerecht werden. Geltende EU-Rechtsnormen sind konsequent umzusetzen.
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