Lebensraum Wald
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Im Rahmen einer gemeinsamen Online-Pressekonferenz am 17.10.2024 fordern NABU, BUND, DNR, DUH, Greenpeace, Robin Wood und WWF von der Bundesregierung einen sofortigen Waldrettungsplan und eine echte Reform des Bundeswaldgesetzes! Anlass der Pressekonferenz der Umwelt- und Naturschutzverbände war die alarmierende Bundeswaldinventur, die am 08. Oktober 2024 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und dem Johann Heinrich von Thünen-Institut veröffentlicht wurde.
17. Oktober 2024- Nicht nur die aktuelle Bundeswaldinventur spricht eine deutliche Sprache, sondern auch die katastrophalen Schäden und unverhältnismäßigen forstlichen Eingriffe in den Thüringer Wäldern. Demnach gibt der Wald derzeit mehr CO2 ab, als er bindet. Der NABU Thüringen sieht neben klimatischen Ursachen auch eine verfehlte Forstpolitik als Ursache für diesen Zustand. Der Verband fordert die künftige Landesregierung auf, einen Thüringer Waldrettungsplan auf den Weg zu bringen und zügig umzusetzen. „Im Moment hat man den Eindruck, dass die Verantwortlichen immer noch nicht verstanden haben, wie dramatisch die Situation in unseren Wäldern wirklich ist. Es wird versucht, das Problem kleinzureden und die Bevölkerung zu beruhigen“, sagt Silvester Tamás vom NABU Thüringen. „Es ist ein Irrglaube, dass wir durch einen hektischen „Waldumbau“ mit intensiven Anpflanzungen, auch von zum Teil exotischen und nicht standortgerechten Baumarten, den zukünftigen klimatischen Herausforderungen begegnen können. Damit steuern wir unweigerlich auf die nächste Waldkatastrophe zu.“
Nach Ansicht des NABU Thüringen braucht der Wald jetzt Zeit, um sich auch auf den entstandenen Kahlflächen zu erholen. „Naturverjüngung ist das Gebot der Stunde. Sie muss überall und mit so wenig Eingriffen wie möglich gefördert werden. Möglichst viel Totholz muss im Wald verbleiben, um CO2 zu binden, Feuchtigkeit zu halten und den Waldboden für die nächste Waldgeneration fit zu machen. Die Natur kann sich selbst heilen und anpassen, das ist auch ein Stück natürliche Waldevolution“, so Tamás.
Die Naturschützer sehen derzeit die Gefahr, dass Steuermilliarden für eine reine Wirtschaftswaldpolitik genutzt werden, anstatt sie für einen robusten und nachhaltigen Klima- und Waldschutz einzusetzen. „Besonders Schutzgebiete im Wald werden immer mehr als Wirtschaftsfaktor gesehen und teilweise in reine Wirtschaftswälder umgewandelt, die für die Holzindustrie optimiert sind“, sagt Silvester Tamás.
Der NABU Thüringen fordert daher einen verbindlichen Rettungsplan für den Wald, an dessen inhaltlicher Ausgestaltung auch die Natur- und Umweltschutzverbände beteiligt werden. In dem Plan müssen unter anderem mehr Wälder als echte Naturschutzwälder ausgewiesen werden, in denen keine forstwirtschaftliche Nutzung erlaubt ist. Die Förderung von Holz zur Energiegewinnung muss gestoppt und der Waldumbau, vor allem durch Naturverjüngung, zu klimastabilen Laub- und Laubmischwäldern ohne großflächige Abholzung vorangetrieben werden. Darüber hinaus müssen alte Wälder konsequent geschützt und bestehende Schutzbestimmungen endlich umgesetzt werden. Auf Kahlflächen ist in Mengen flächendeckendes Totholz zu belassen und bei Wiederaufforstungen sind nur standortangepasste einheimische Baumarten zu verwenden und zu fördern.
Ebenso müssen mit der dringend notwendigen Reform des Bundeswaldgesetzes, das derzeit in Ressortabstimmung ist, die richtigen Leitplanken für einen Richtungswechsel gesetzt werden. Bisher allerdings werden notwendige Reformen durch Teile der Großwaldbesitzenden und ihrer politischen Interessensvertreter*innen immer noch blockiert.
Hintergrund
Die durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veranlasste Bundeswaldinventur erfasst die großräumigen Waldverhältnisse und forstlichen Produktionsmöglichkeiten auf Stichprobenbasis nach einem einheitlichen Verfahren in ganz Deutschland. Sie wird alle zehn Jahr wiederholt.
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