Lebensraum Wald
Wälder liefern nicht nur den wertvollen Rohstoff Holz, sondern sind auch Lebensraum für unzählige Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Mehr →
04. April 2018 - Der derzeitige massive Holzeinschlag im Tautenburger Forst im Saale-Holzland-Kreis wird vom NABU Saale-Holzland-Kreis und vom NABU Thüringen deutlich kritisiert. „Wir beobachten die massiven forstwirtschaftlichen Eingriffe in den sensiblen und geschützten Waldabschnitten schon seit Jahren. Wo einst mächtige und große Buchen, Eichen und Elsbeeren standen, blieb fast nur noch Schwachholz stehen“, erklärt Silvester Tamás, der Vorsitzende des NABU Saale-Holzland-Kreis. „Und das, obwohl große Gebiete des Tautenburger Forstes ein über die Grenzen von Thüringen bekanntes Waldschutzgebiet von überregionaler Bedeutung im europäischen Schutzgebietsnetz NATURA 2000 sind.“
Sogar am Rande des direkt angrenzenden Naturschutzgebiets „Gleistalhänge“ fielen Eichen der Säge zum Opfer. Leidtragender ist unter anderem der Eichen bevorzugende Mittelspecht, dessen Bestand durch Fachleute des NABU auch im Tautenburger Forst seit Jahren kontrolliert wird. In den aktuell bearbeiteten Flächen, deren Boden durch Schwertechnik zerstört wurde, sind streng geschützte Spechtarten wie Mittelspecht, Grau- und Schwarzspecht nicht mehr nachweisbar. Der Schutzzweck ist dadurch in Frage gestellt, wenn nicht sogar schon verloren. Mit dem Verlust von Höhlenbäumen sind auch zahlreiche Fledermäuse betroffen.
Seit Jahren begleitet der NABU die forstwirtschaftliche Behandlung des Tautenburger Forstes mit großer Sorge und dokumentiert dabei einen erschreckend zügig voranschreitenden Verlust der Schutzqualität und -quantität, aber auch des Naherholungswertes. „Immer wieder gab es Beschwerden und Termine mit dem zuständigen Forstamt. Dort gelobte man stets Besserung und versprach vor allem auch die Einbeziehung des ehrenamtlichen Naturschutzes. Termine zur Abstimmung der Arbeiten zwischen Forst und dem NABU Saale-Holzland-Kreis gab es letztlich doch nicht. Gleichfalls ist auch vom behördlichen Naturschutz der Unteren Naturschutzbehörde so gut wie keine Einflussnahme zu erfahren gewesen - trotz der schlimmen Zustände und des augenscheinlichen Artenverlustes“, bedauert Silvester Tamás.
Der NABU beklagt das Fehlen eines hinreichend naturschutzfachlich begründeten Umgangs mit diesem Schutzwald europäischen Ranges. Da die festgestellten Verfehlungen im vorliegenden Fall zumindest ein grobfahrlässiges Handeln in Bezug auf geltendes Recht vermuten lassen, hat sich der NABU Saale-Holzland-Kreis nunmehr entschlossen, Strafanzeige zu stellen.
Martin Schmidt, der Vorsitzende des NABU Thüringen, sagt hierzu: „Mit der Unterschutzstellung der Waldflächen im Tautenburger Forst hat der Freistaat Thüringen auf europäischer Ebene sowohl eine besondere Verantwortung für eine positive Gebietsentwicklung hinsichtlich der natürlich vorkommenden und geschützten Arten, als auch für den Waldlebensraum selbst übernommen. Es gilt das Verschlechterungsverbot, ja sogar ein Entwicklungsgebot für die geschützten Waldgebiete! Wir fordern deshalb dringend einen anderen Umgang mit Schutzgebieten im Landeswald. Europäische Schutzziele müssen Vorrang vor der Holznutzung haben.“ Offensichtlich seien die vorhandenen oder in Aufstellung befindlichen Managementpläne noch einmal kritisch hinsichtlich ihrer Wirksamkeit für die Schutzziele zu überprüfen. Wenn streng geschützte Arten aus Schutzgebieten verschwinden, sollten auch alternative Holzerntetechniken wie zum Beispiel leichtere Maschinen, Seilzug oder Rückepferde eingesetzt werden. Die immer noch bedeutenden jährlichen Zuwendungen des Landes an ThüringenForst sollten genau diese Ziele unterstützen, damit der Wald in öffentlicher Hand seiner Vorbildfunktion gerecht wird.
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