Der Frießnitzer See – Oase für bedrohte Fauna und Flora
Eine große Vielfalt an Biotop-, Tier- und Pflanzenarten zeichnet das Feuchtgebiet im Landkreis Greiz aus. Mehr →
Zwischen Wasserbüffeln sagen sich Bekassine, Blaukehlchen und Kammmolch gute Nacht. Seit 2011 bewahrt die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe im Landkreis Greiz den Frießnitzer See und seine Umgebung, insgesamt 24 Hektar, für die Natur. „Die Fläche wird von etwa 20 Wasserbüffeln das ganze Jahr über beweidet. Sie übernehmen für uns die Landschaftspflege und halten die Fläche offen. Ohne die Tiere würden der See verschilfen und weitere Flächen verbuschen“, erklärt Andreas Martius, Kreisvorsitzender des NABU Gera-Greiz, im Gespräch mit dem NABU-Präsidenten. „Durch ihre Lebensweisen fördern Wasserbüffel die Artenvielfalt und ermöglichen auf der Fläche Strukturen, die anderen Tierarten zugutekommt.“
Zu einem weiteren Hotspot für die biologischen Vielfalt hat sich das Biberrevier am Etzelbach in der Saaleaue bei Rudolstadt entwickelt. Dammbau- und Nageaktivitäten der Biber verändern die Landschaft und sorgen für eine naturnahe Gestaltung der Gewässer. „Der Biber ist ein wichtiger Motor für die Artenvielfalt und vollbringt wichtige Leistungen für das Ökosystem. Was der Mensch mit teuren Maßnahmen zur Gewässer- und Auenentwicklung bezahlen würde, gestaltet der Biber kostenlos“, freut sich Jörg-Andreas Krüger während der Exkursion im Biberrevier. Begleitet wurde er unter anderem von Rainer Hämmerling, dem Kreisvorsitzenden des NABU Saalfeld-Rudolstadt. Auf Anregung des NABU-Kreisverbandes hatte die NABU-Stiftung die Kiesgrube gekauft und sie auf Dauer für den Naturschutz gesichert. Inzwischen kommen hier Waldwasserläufer, Sumpfrohrsänger, Eisvogel, Kreuzkröte, Laubfrosch, Grasfrosch, Teichmolch und Co vor. „Die Gestaltungskraft des Bibers in unseren Flussauen ist ein großer Gewinn für die Natur und den Menschen. Unsere Aufgabe ist es, seinen Lebensraum an den Gewässern ausreichend zu schützen sowie mögliche Konflikte mit den Nutzern zu minimieren“, so der NABU-Präsident.
Um sich fachlich auszutauschen, besuchten Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund und Jörg-Andreas Krüger das Naturschutzgebiet am Windknollen bei Jena. Der Windknollen ist ein Natura-2000-Gebiet und steht aufgrund seiner außergewöhnlichen Artenvielfalt unter besonderem Schutz. „Wir tragen eine große Verantwortung für die einzigartige Natur direkt vor unserer Haustür. Rund 17 Prozent der Landesfläche gehört zum europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000. Diese Schätze wollen wir bewahren und gleichzeitig regionale Entwicklung ermöglichen. Garant dafür sind die Kümmerer vor Ort in den 12 Thüringer Natura-2000-Stationen“, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund.
Für den NABU-Präsidenten ist die Etablierung der Natura-2000-Stationen mit dem dazugehörigen Kompetenzzentrum bemerkenswert: „Mit dem Netzwerk der Natura-2000-Stationen nimmt Thüringen eine Vorreiterrolle in Deutschland ein. Damit ist eine Basis geschaffen, um das Rettungsnetz der EU-Schutzgebiete für viele seltene Tier- und Pflanzenarten zu verbessern.“ Seit 2020 hat die NABU-Stiftung das gesamte Naturschutzgebiet in ihrer Obhut. Hier lebt eine Vielzahl seltener Exemplare aus Flora und Fauna. Orchideen wie Bienen-Ragwurz und Frauenschuh kommen ebenso vor wie der Drüsige Klappertopf, eines der letzten Vorkommen in Deutschland.
Das Windfeld Schwabhausen dürfte einer der wenigen Fälle in Deutschland sein, bei denen nachträglich ein zeitweises Abschalten von Windrädern zum Schutz besonders schlaggefährdeter Vögel ausgehandelt wurde. Die Windkraftanlagen wurden südlich von Gotha auf Grünland errichtet, welches mehrmals im Jahr gemäht wird. „Landwirtschaftliche Bearbeitungen wirken wie ein Magnet auf nahrungssuchende Vögel. Das Kollisionsrisiko steigt hier deshalb während der Mahd deutlich an“, erklärt Ronald Bellstedt, Kreisvorsitzender des NABU Gotha. „Nur durch unseren Druck können jetzt durch Abschalten der Windräder während der Mahd und zwei Tage danach die Kollisionsopferzahlen von Vögeln minimiert werden, jedenfalls solange man sich an die Abschaltzeiten hält.“ Jörg-Andreas Krüger ist begeistert über das starke Engagement des NABU Gotha in diesem Bereich. „Das Beispiel des Windfeldes Schwabhausen beweist, wie Behörden, Naturschützer*innen und Windparkbetreiber*innen gemeinsam durchaus konstruktive Lösungsansätze entwickeln können, damit gefährdete Arten wie der Rotmilan nicht verstärkt Opfer von Windkraftanlagen werden.“
In den letzten Jahren gerät die Schuderbachswiese bei Oberhof oft in die Schlagzeilen. Im Fokus des Protestes steht ein Golfplatz, der auf einem der größten dokumentierten Arnikavorkommen Mitteldeutschlands gebaut werden soll. Um mehr über die Zusammenarbeit der Naturschutzverbände im Kampf gegen die Golfplatzpläne zu erfahren, besuchte Jörg-Andreas Krüger das Flächennaturdenkmal. Volker Kögler vom Arbeitskreis Heimische Orchideen Thüringen begleitete ihn zusammen mit weiteren Vertretern des NABU und der Politik bei der Ortsbegehung und erläuterte die botanischen Besonderheiten und die Geschichte der Schuderbachswiese. Er betonte das große Vorkommen der in Thüringen seltenen Grünen Hohlzunge und hob dabei die nach EU-Recht geschützten FFH-Lebensraumtypen hervor. So hat der „artenreiche Borstgrasrasen“ hier innerhalb der deutschen Mittelgebirge sein größtes zusammenhängendes Areal und zeichnet sich zudem noch durch seinen hervorragenden Erhaltungszustand aus. „Aus dieser einmaligen Konstellation resultiert eine Artenvielfalt, die es zu erhalten gilt!“, konstatiert Kögler. „Jedem sollte klar sein: Wir Menschen tragen eine Verantwortung für seltene Tier- und Pflanzenarten. Auf einer für den Naturschutz so wertvollen Wiese einen Golfplatz errichten zu wollen ist verantwortungslos“, stellt Jörg-Andreas Krüger fest.
Eine große Vielfalt an Biotop-, Tier- und Pflanzenarten zeichnet das Feuchtgebiet im Landkreis Greiz aus. Mehr →
NABU Thüringen ruft zum Projektstart "Bibermanagement in Thüringen 2020/22" dazu auf, vom Biber gefällte Bäume am Flussufer liegen zu lassen. Mehr →
Auf der Konferenz "Schutzgebietsnetz Natura 2000" diskutierten bundesweite Vertreter Möglichkeiten zur Umsetzung der Natura-2000-Ziele. Mehr →
Stadt Oberhof eröffnet trotz Corona-Krise öffentliches Beteiligungsverfahren an umstrittener Golfplatzplanung Mehr →
Für gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und Vielfalt der Natur.
Helfen Sie da, wo uns die Natur dringend braucht.