Transparenz beim NABU Thüringen
Angaben im Rahmen der Initiative Transparente Zivilgesellschaft
Der NABU Thüringen verpflichten sich im Rahmen der Initiative Transparente Zivilgesellschaft, folgende Informationen öffentlich zu machen. Mehr →
09. Oktober 2021 – Der NABU Thüringen stellte heute in Erfurt auf seiner Landesvertreterversammlung Forderungen für ein Notprogramm zum Schutz der Natur in Thüringen vor. Martin Schmidt, der NABU-Landesvorsitzende, richtete seinen Appell an die Landesregierung und das Parlament. „Gemeinsam haben wir in Thüringen schon einiges für die Natur erreichen können. Die Etablierung der Natura-2000-Stationen, die fünf Prozent nutzungsfreier Wald und das Insektenschutzprogramm sind nur einige Beispiele für wichtige Bausteine zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität. Allerdings ist in vielen Fällen eine Verbesserung des Erhaltungszustandes der Arten und Lebensraumtypen noch nicht erreicht und viele Arten vor allem in der Agrarlandschaft nehmen weiter ab. Der Feldhamster ist sogar akut vom Aussterben bedroht. Deshalb brauchen wir ein Notprogramm, das dringend notwendige Maßnahmen gegen das Artensterben ergreift.“
In erster Linie benötigt Natur mehr Platz, um sich frei entfalten zu können. Gerade in den ausgeräumten Agrarlandschaften des Thüringer Beckens oder in den intensiv genutzten Auen muss laut NABU die Biodiversität gefördert werden. Land und Kommunen sollen einen Vorrat eigener Flächen anlegen. Solche Flächen können bei sich bietender Gelegenheit mit naturschutzfachlich wertvolleren Flächen getauscht oder durch eine vorgegebene Bewirtschaftung entsprechend entwickelt werden. Zur Strukturverbesserung in der Landschaft fordert der NABU Thüringen Aktionsprogramme mit passenden Förderungen für die Bereicherung der Landschaften mit Baumreihen, Hecken und blütenreichen Wegsäumen sowie zur Belebung der Auen. Ebenso ist der Einsatz von Pestiziden bis 2026 um 50 Prozent zu reduzieren. „Dazu braucht es ein für die Landwirtschaft praktikables Pestizidreduktionsprogramm. Die Umstellung muss gefördert werden und Landwirte können die Lasten einer Umstellung nicht alleine tragen. Freistaat und Kommunen sollten zusätzlich mit gutem Beispiel vorangehen und den Verzicht oder die Reduzierung von Pestiziden auf eigenen Flächen durchsetzen“, sagt der NABU-Landesvorsitzende.
Die Naturschützer sehen aber auch Probleme bei der Waldbewirtschaftung. Um den Wald fit für den Klimawandel zu machen, bedarf es einer naturnahen und ökologisch verträglichen Dauerwald-Bewirtschaftung. Hierzu gehört, dass in den Wäldern so viel Holz wie möglich belassen wird und bodenschonende Erntetechniken eingesetzt werden. Anstatt teure Anpflanzungen vorzunehmen, muss primär auf Naturverjüngung gesetzt werden. Keinesfalls sind nicht-heimische Baumarten anzupflanzen.
Damit die Naturschätze im Blick behalten werden, fordert der NABU Thüringen, die Betreuung der Naturschutzgebiete durch Ranger*innen zu sichern und eine Stabsstelle für Umweltkriminalität einzurichten. „Unsere Naturschutzgebiete sind für viele seltene Tier- und Pflanzenarten die letzten Rückzugsgebiete in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft. Doch Schutzgebiete ohne Personal werden zu oft als illegaler Müllplatz benutzt, Nutzungsauflagen und Wegegebote nicht eingehalten, Pflanzen niedergetrampelt und Tiere gestört. Genauso hinken wir hinterher, wenn es um die Aufklärung bei der illegalen Nachstellung von geschützten Tierarten geht. In Thüringen werden immer wieder Greifvögel vergiftet, Biber und Fischotter getötet. Das muss sich ändern“, so Martin Schmidt.
Zusatzinformationen
Die Landesvertreterversammlung ist das höchste Gremium des NABU Thüringen. Über 100 Delegierte waren zu dieser Veranstaltung geladen. In Thüringen ist der NABU mit über 17.000 Mitgliedern der mitgliederstärkste Umwelt- und Naturschutzverband. Den Delegierten wird an diesem Tag Rechenschaft über die geleistete Arbeit abgelegt. Vom Landesverband werden unter anderem naturschutzfachliche Projekte zu den Themen Natura 2000, Luchs, Biber, Wolf, Schwalben, Wilde Inseln und extensive Weidelandschaften durchgeführt. Aber auch Projekte zum Mitmachen und Naturerleben wie zum Beispiel die „Stunde der Gartenvögel“, der „NABU-Insektensommer“ und die Wahl zum Vogel des Jahres. Die Stützen des NABU Thüringen bilden die unermüdlichen, ehrenamtlich tätigen Aktiven, die sich in den vielen NABU-Gruppen vor Ort engagieren. Hinzu kommen die vielen Mitglieder, Unterstützer und Förderer, welche die Aktiven den Rücken stärken und den naturschutzpolitischen Forderungen des NABU Gewicht verleihen.
Schaut man auf die Verteilung der Flächennutzung in Thüringen, wird schnell klar, dass das Erreichen von Biodiversitätszielen nur dann gelingt, wenn Landwirtschaft (52%) und Forstwirtschaft (33%) als wesentliche Landnutzer daran mitwirken. Per se artenreiche Flächennutzungen wie Heide, Sumpf, Moor, Unland, Gewässer und Gehölze umfassen zusammen gerade einmal 2,5% der Fläche Thüringens. Dennoch gilt es weitere Flächen für den Naturschutz auch eigentumsrechtlich zu sichern, denn der Flächenzugriff ist für Biotopverbund und Gewässerentwicklung unumgänglich. Hierbei kann es nicht nur um den Erwerb von ohnehin besonders wertvollen Lebensräumen gehen. Vielmehr muss gerade in den ausgeräumten Agrarlandschaften des Thüringer Beckens oder in den intensiv genutzten Auen die Möglichkeit zur Förderung von Biodiversität geschaffen werden. Dafür ist ein umgehender Einstieg in die Flächenbevorratung durch die öffentliche Hand auch für einen späteren Flächentausch oder für die Vorgabe der Bewirtschaftung erforderlich. Vor allem muss es einen umgehenden Stopp der Privatisierung unbebauter Flächen geben.
Zum einen ist der Einsatz von Pestiziden bis 2026 um 50 Prozent zu reduzieren. Hierzu ist ein für die Landwirtschaft praktikables Pestizidreduktionsprogramm einschließlich finanzieller Förderung erforderlich. Freistaat und Kommunen sollten zusätzlich mit gutem Beispiel vorangehen und den Verzicht oder die Reduzierung von Pestiziden auf eigenen Flächen durchsetzen. Zum anderen ist über alle Naturräume und Landnutzungsformen hinweg ein Mindestanteil von zehn Prozent echter ökologischer Vorrangflächen einschließlich Blühstreifen, Ackerraine und Hecken zu sichern. Auch hierfür sind Förderinstrumente, z.B. in Form eines Aktionsplanes für strukturreiche Landschaften, erforderlich.
Gewässer und Auen bieten ein enormes Potential für Biotopverbund und mehr Biodiversität. 80 Prozent der Gewässer in Thüringen sind jedoch hauptsächlich wegen Defiziten der Gewässerstruktur in keinem guten Zustand. Gewässer brauchen mehr Raum. Wir können unsere Siedlungen vor Hochwasser schützen und artenreiche, naturnahe Auen entwickeln, wenn wir konsequent Deiche beseitigen oder verlegen, die nicht der Sicherung von Bebauung oder Infrastruktur dienen. Prozessschutz in den Auen ist effektiver Klima-, Hochwasser- und Naturschutz. Mit einem Aktionsplan zur Belebung der Bach- und Flussauen einschließlich passender Förderkulisse lässt sich dieses Ziel realisieren.
Um den Wald fit für den Klimawandel zu machen, bedarf es einer konsequent naturnahen und ökologisch verträglichen Dauerwald-Bewirtschaftung. Hierzu gehört auch, dass in den Wäldern so viel Holz wie möglich belassen wird und bodenschonende Erntetechniken eingesetzt werden. Anstatt teure Anpflanzungen vorzunehmen, muss primär auf Naturverjüngung gesetzt werden. Keinesfalls sind nicht-heimische Baumarten anzupflanzen.
Naturschutzgebiete sind für viele seltene Tier- und Pflanzenarten die letzten Rückzugsgebiete in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft. Doch Schutzgebiete ohne Personal werden zu oft als illegaler Müllplatz benutzt, Nutzungsauflagen und Wegegebote nicht eingehalten, Pflanzen niedergetrampelt und Tiere gestört. Um Thüringens Naturschätze zu bewahren, ist eine Betreuung von Naturschutzgebieten durch Ranger*innen erforderlich.
Auch bei den geschützten Tierarten gibt es in Thüringen immer wieder Fälle von illegaler Nachstellung. Greifvögel werden vergiftet, Biber und Fischotter getötet. In den Behörden fehlen Ressourcen, um derartige Fälle stringent verfolgen und ahnden zu können. Für die Aufklärung von Verdachtsfällen von Umweltkriminalität ist eine Stabsstelle für Umweltkriminalität mit klaren Strukturen, Verantwortlichkeiten und dem spezifischen Fachwissen zur Aufklärung in Thüringen erforderlich.
Der NABU Thüringen verpflichten sich im Rahmen der Initiative Transparente Zivilgesellschaft, folgende Informationen öffentlich zu machen. Mehr →
Mit seinen Landesfachausschüssen und Arbeitsgruppen verfügt der NABU über ein Netz von Experten aus den wesentlichen Bereichen des Natur- und Umweltschutzes. In den Arbeitsgruppen findet der wissenschaftliche Austausch über den Stand der Forschung statt. Mehr →
Für gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und Vielfalt der Natur.
Helfen Sie da, wo uns die Natur dringend braucht.