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Artensterben in Thüringen stoppen!
Was fordert der NABU nach der Wahl von der Landespolitik?
18. Oktober 2019 - Das unverhältnismäßig üppige Konsumverhalten, die Intensivierung der Landwirtschaft und der anhaltend hohe Flächenverbrauch sind aus Sicht des NABU unter anderem für die Zerstörung der Natur verantwortlich. Ein dramatischer Rückgang der Arten, nährstoffbelastete Gewässer, die weiter wachsende Monotonie der Landschaft und der spürbare Klimawandel sind die Folgen dieses Verhaltens.
„Um diesem Trend wenigstens modellhaft entgegenzuwirken hat der NABU in den vergangenen Jahren viele Projekte zum Erhalt der Artenvielfalt gestartet“, sagt Martin Schmidt, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen. „Im Rahmen von Projekten, die von der Europäischen Union und vom Land Thüringen gefördert werden, haben wir gemeinsam mit Landwirten mehrere hundert Hektar Land auf eine naturschonende Bewirtschaftung umgestellt. Aber auch mit unseren Projekten zu Luchs und Biber stoßen wir auf eine gute Resonanz in der Bevölkerung.“
Das Artensterben endlich zu stoppen ist auch für die zukünftige Politik eine große Herausforderung. „Dringend notwendig sind Maßnahmen zum Schutz der Insekten und der Vogelwelt. Vor allem Glyphosat und andere Pestizide schädigen in diesem Bezug massiv das Ökosystem. Auf lange Sicht muss es einen Ausstieg aus der Nutzung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln geben. Als einen ersten Schritt fordern wir dringend die Reduzierung der Pestizide um 50 Prozent bis 2025 und den weiteren Ausbau der Projektförderung im Naturschutzbereich“, so der Landesvorsitzende. Die Monotonie in der Landschaft muss laut des NABU-Chefs mit der Erweiterung von Förderprogrammen für Waldränder und Hecken überwunden werden. Genauso wichtig ist ein Aktionsplan blühende Landschaften für unsere Honig- und Wildbienen sowie die vielen anderen Insekten. Über alle Naturräume und Landnutzungsformen hinweg ist ein Mindestanteil von 10 Prozent ökologischer Vorrangflächen einschließlich Blühstreifen, Ackerraine und Hecken zu sichern.
Eine weitere Herausforderung wird es sein, größere zusammenhängende Bach- oder Flussauen wieder zu einem artenreichen, naturnahen Hochwasserrückhalteraum für den Schutz der Siedlungen zu entwickeln. Hierzu ist die konsequente Rückverlegung von Deichen erforderlich, die nicht der Sicherung von Bebauung oder Infrastruktur dienen, insbesondere an Gera, Unstrut und Weißer Elster. Die Etablierung von Auwäldern, extensiven Weidelandschaften und Kurzumtriebsplantagen in der Flussaue ermöglicht eine kostengünstige naturnahe Entwicklung der Gewässer.
Auch dürfe man beim Thema Wald die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Laut des Landesvorsitzenden braucht Thüringen eine breit aufgestellte Waldstrategie. Eine größere Naturnähe der Wirtschaftswälder mit einer artenreichen Ausstattung sowie eine Minimierung der für Boden und Biozönosen schädlichen großtechnischen Eingriffe sind genauso anzustreben wie eine stärkere Beachtung der Wohlfahrtswirkungen des öffentlichen Waldes für die Bürgerinnen und Bürger.
Das Fazit von Martin Schmidt auf die von ihm und seinen Verband aufgestellten Forderungen und sein Wunsch an die zukünftige Politik in Thüringen ist: „Das Umweltministerium mit Anja Siegesmund an der Spitze hat in seinem engeren Zuständigkeitsbereich viele Schritte in die richtige Richtung gemacht. Zukünftig muss aber Naturschutz noch stärker als Querschnittsaufgabe aller Ressorts einer Landesregierung verstanden werden. Die Entwicklung naturnaher Gewässer, der Landschaft, des Waldes und die Erhaltung der biologischen Vielfalt, sowie Landschaftserleben und Hochwasserschutz müssen zusammen gedacht werden und nicht in einzelnen Ressorts, wenn wir das Artensterben stoppen wollen.“